Montag, 01.12.2025

Vortrag in Duisburg zu Kinderverschickungen: Missbrauch, Todesfälle und anhaltende Folgen

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Zwischen 1950 und 1990 wurden in der Bundesrepublik mehr als zehn Millionen Kinder auf sogenannte Erholungskuren geschickt. Viele kehrten nicht wie erhofft gesund zurück, sondern traumatisiert. Berichte über Esszwang, Toilettenverbote, körperliche Bestrafungen, Demütigungen, Medikamentenmissbrauch und sexualisierte Gewalt sind dokumentiert. In einigen Fällen endeten die Maßnahmen tödlich. Betroffene leiden vielfach noch heute unter den Folgen.

Hintergrund und Ausmaß der Verschickungen

Die Praxis, Kinder zeitweise in Einrichtungen zur Erholung oder Behandlung zu geben, war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet. Die ambitionierte Anzahl von mehr als zehn Millionen Verschickungen macht deutlich, wie groß die gesellschaftliche Reichweite dieses Instruments war. Zeitzeugenberichte und Recherchen zeichnen jedoch ein anderes Bild als die offiziellen Intentionen: Statt Fürsorge herrschten in zahlreichen Häusern Zwangsmaßnahmen und Missbrauch.

Zu den dokumentierten Missständen zählen unter anderem Maßnahmen, die die körperliche Unversehrtheit und die Würde der Kinder verletzten. Es liegen Berichte über körperliche Strafen, erniedrigende Praktiken, den Einsatz von Medikamenten ohne angemessene medizinische Indikation sowie über sexualisierte Übergriffe vor. Todesfälle infolge der Unterbringung sind ebenfalls verzeichnet.

Vortrag und aktuelle Aufarbeitung

Über diese Geschichte und den Stand der Aufarbeitung in Deutschland und in Nordrhein Westfalen referiert Detlef Lichtrauter. Lichtrauter ist Erster Vorsitzender des Vereins Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW e.V. Er spricht am Montag, 8. Dezember, um 20 Uhr in der Volkshochschule im Stadtfenster, Steinsche Gasse 26 in Duisburg.

Der Vortrag soll sowohl die historischen Abläufe skizzieren als auch aktuelle Initiativen und Forschungsergebnisse zur Aufarbeitung vorstellen. Der Verein setzt sich nach eigenen Angaben für die Sichtbarmachung der Betroffenen und für staatliche Aufarbeitungsschritte ein. Konkrete Forderungen oder Maßnahmen werden in der Veranstaltung nach Angaben der Organisatoren Thema sein.

Organisation und Teilnahme

Die Teilnahme kostet fünf Euro. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Weitere Informationen sind bei Josip Sosic unter der Telefonnummer 0203 283 984617 erhältlich.

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