Donnerstag, 14.11.2024

Erotische Fotografie: Wer es macht, wer es machen lässt – und was dabei wirklich geschieht

Tipp der Redaktion

Katharina Fischer
Katharina Fischer
Katharina Fischer ist eine leidenschaftliche Reporterin, die mit ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Blick für die wichtigen Geschichten überzeugt.

Man muss nur in der Bildersuche einer beliebigen Suchmaschine „Nude Man“ oder „Nude Woman“ eingeben und wird bei abgeschalteten Jugendschutzfiltern mehr nackte Haut zu sehen bekommen, als man es sich in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hat.

Tatsache ist: Nicht zuletzt durch das Aufkommen von Digitalfotografie im Allgemeinen und Smartphones im Besonderen sind erotische Fotoaufnahmen heute allgegenwärtig. Bloß: Wer sind die Menschen, die sich erotisch fotografieren lassen? Wer bietet diese spezielle Kunstform an? Und vor allem: Was geschieht vor und hinter der Kamera wirklich?

Erotikfotografie: Ein Genre der sehr vielen Facetten

Für den ungeübten Betrachter mögen Fotos mit entsprechendem Setting und viel nackter Haut ziemlich gleich wirken. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um ein extrem vielschichtiges Genre – selbst, wenn wir das künstlerische, explizit nicht erotische Feld der Aktfotografie völlig ausklammern und uns nur auf wirklich Erotisches, Anregendes konzentrieren. Dazu ein Überblick über wichtige Stile:

  • Boudoir: Bekleidete/Verdeckte Geschlechtsmerkmale, erotische, romantische, natürliche Posen.
  • Lingerie: Meist bekleidete/verdeckte Geschlechtsmerkmale, Fokus auf erotischer Unterwäsche, Bademode usw.
  • Nude: Sichtbare, aber nicht erregte Geschlechtsmerkmale (bspw. geschlossene Vagina, nicht-erigierter Penis). Typische „Hochglanzmagazin-Fotos“.
  • Softcore: Sichtbare, mitunter erregte Geschlechtsmerkmale. Fokus liegt primär darauf (etwa gespreizte Beine). Untergruppe „Pinkshot“ fokussiert sich auf die Vagina.
  • Hardcore: Explizite Masturbation oder Sex.
  • Porn-Art: Masturbation/Sex, jedoch mit einem gewissen künstlerischen Touch.

Die Grenzen zwischen Akt, Erotik und Pornografie sind dabei ebenso verschwommen wie zwischen den hier genannten Kategorien. Oftmals kommt es auf den Betrachter an. Immer geht es jedoch um eines: Die Fotos sind ziemlich „heiß“. Stellt sich die Frage, wer lässt sowas von sich anfertigen – und warum?

Erotikfotografie: Die Menschen vor der Kamera

Wenn ein typisches „Herrenmagazin“ eine attraktive Prominente hüllenlos vor die Linse bittet, dann ist die Sachlage recht eindeutig. Doch bei den meisten anderen Menschen, die sich so fotografieren lassen, sind die persönlichen Motive und Hintergründe deutlich vielschichtiger.

Eine erstaunlich große Gruppe sind Privatfrauen und -männer, die solche Fotos einfach nur für sich oder ihren Partner anfertigen lassen. Das gilt sogar für die eher kleine Gemeinschaft derjenigen, die zusammen mit ihrem Schatz vor die Linse treten, um dort Bilder zu machen, die teilweise nach jeder Definition Pornografie sind.

Bei diesen Personen geht es meist vor allem darum, mit den Bildern etwas für das eigene Selbstwertgefühl zu tun und/oder ein sehr pikantes Präsent für den Partner zu kreieren. Hierzu muss man bedenken, wie sehr professionelle Fotos sich durch die Bildkomposition nach wie vor von schnellen Handy-Schnappschüssen unterscheiden.

Dementsprechend können gute Fotografen selbst ausgesprochene „Normalos“ ähnlich erotisch aussehen lassen, wie es bei den Profi-Modellen der Fall ist. Apropos: Sie sind eine weitere wichtige, aber heterogene Gruppe der Abgelichteten.

  • Models, die ihre sogenannte Sedcard um solche Motive erweitern möchten, um künftig entsprechende Aufträge an Land zu ziehen.
  • Escorts, wie es sie auch bei uns in Bochum gibt, die sich mit professionellen Erotik-Motiven ihren Kunden besser darstellen möchten.
  • Adult-Darsteller, von denen beispielsweise das Studio entsprechende Motive für Promo-Aktionen und Ähnliches benötigt.

Nur eine Gemeinsamkeit gibt es für wirklich alle vor der Kamera: Da es hierbei eindeutig um Sexualität geht, müssen sie volljährig sein. Beim „nur“ künstlerischen Akt lassen die Gesetze theoretisch mehr Spielraum, falls Erziehungsberechtigte zustimmen – wenngleich betont werden muss, dass die meisten Fotografen in der Praxis leicht- oder unbekleidete Fotos generell nur von nachgewiesen erwachsenen Personen schießen. Damit wären wir beim nächsten Punkt:

Erotikfotografie: Die Personen hinter der Kamera

Wer fotografiert eigentlich erotisch bis pornografisch? Ignoriert man Privatpersonen, die bloß das Handy auf sich oder den Partner richten (also vertraute Personen), dann haben wir es mit zwei Personengruppen zu tun – und strenggenommen mit drei Arten der Auftragsfotografie:

  • Amateure, die sogenannte TFP-Shootings durchführen. Dabei fließt kein Geld, sondern der Fotograf und das Model dürfen die Motive nutzen und sich durch das Shooting künstlerisch weiterentwickeln.
  • Amateure, die professionelle Models buchen, um die Fotos zu nutzen und sich weiterzuentwickeln. Teils ist sowas für Erotik-Models ein wichtiger Nebenverdienst.
  • Profis, die entweder Amateure oder andere Profis fotografieren. Hier fließt also das Geld in Richtung Fotograf, dafür gehen oft die Bilder und Nutzungsrechte komplett an den Auftraggeber.

Wieder gibt es eine Gemeinsamkeit: Die meisten dieser Fotografen haben irgendwann mit „herkömmlichen“ Motiven begonnen und sich mit der Zeit entweder in die erotische Richtung weiterentwickelt oder sogar vollends darauf spezialisiert.

So existieren beispielsweise allein in Deutschland zahlreiche Studios, die sich explizit an Amateure richten, die erotische Auftragsarbeiten für sich oder ihren Partner möchten. Das ist definitiv kein günstiges Vergnügen. Je nach Dauer, Anzahl von Szenarien oder Outfits und am Ende dem Auftraggeber fertig bearbeitet überreichter Motive bewegt man sich dabei rasch im deutlich dreistelligen Bereich.

Dafür allerdings lockt die Expertise des geschulten Profis – die zudem oftmals um zum Shooting gehörende Make-up-Artists und ein großes Portfolio an Hintergründen, Accessoires usw. ergänzt wird. Wie schon angesprochen können dadurch selbst „Normalverbraucher“ mit allen großen und kleinen körperlichen Unzulänglichkeiten auf den fertigen Motiven atemberaubend professionell und attraktiv wirken.

Erotikfotografie: Das Shooting selbst

Vor der Kamera jemand, der erotisch bis handfest sexuell posiert. Hinter der Kamera jemand, der das alles zwingend durch die Linse und den Bildschirm über lange Zeit betrachten muss. Zugegeben, auf Laien mag es so wirken, als seien erotische Fotoshootings das Äquivalent zum sexuellen Vorspiel. Tatsächlich haben solche Gedanken jedoch mit der Realität so viel zu tun wie Pornos mit normalem Pärchensex.

Tatsächlich würden sich viele Laien wohl wundern, wie enorm nüchtern und hochprofessionell es an einem solchen Set zugeht. Ja, es herrscht meist eine gewisse gelöste Stimmung. Die dient jedoch ausschließlich dazu, damit Models sich entspannen können – gerade bei mit diesen Fotos unerfahrenen Personen hilft das, um bessere Posen und somit Motive zu produzieren.

Aber: Das absolut Einzige, was hier in sexueller Hinsicht geschieht, ist das, was explizit für die Kamera passiert. Das gilt sogar bei pornografischen Shootings. Selbst ein Model, das beispielsweise für die Kamera ein Sextoy nutzt, wird danach garantiert nicht über den Fotografen herfallen, sofern es nicht gerade ihr Liebhaber oder Partner ist.

Tatsächlich geht es bei Erotik-Shootings kaum anders zu als bei herkömmlichen (d. h. bekleideten) Portraitaufnahmen. Das Model bereitet sich vor oder die Assistenz für Haare, Kleidung und Make-up macht es. Das Shooting wird durchgeführt, der Fotograf gibt Anweisungen (fasst jedoch niemals das Model an), zwischendurch und danach wird das sogenannte Rohmaterial (die unbearbeiteten Fotos) am Computer gesichtet. Alles nüchtern, professionell und nur auf die Erstellung guter Fotos fokussiert. Alles andere fällt in den Bereich pornografischer Drehbuchautoren – die sich jedoch in aller Regel nicht auf solchen Foto-Sets aufhalten.

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